1874
Am 2.4. erlässt die herzögliche Braunschweigische Regierung ein Gesetz das "Feuerhülfswesen betreffend". Es verpflichtet die Gemeinde eine Feuerwehr aufzustellen. Die Stärke wird auf 5 - 7 % der Einwohnerzahl festgelegt. Das Dienstalter beträgt derzeit 18 - 55 Jahre. Lesse bekommt aus der aufgelösten Amtsfeuerwehrkasse vom Land Braunschweig rund 75 Thaler. Am 17. Juli 1874 wird die Freiwillige Feuerwehr Lesse gegründet, welche in der alten Schule, unser heutiger Schulungsraum, ihren Platz findet. Stärke 60 Mann, aufgeteilt in 7 Sektionen zu je 8 Mann. 56, dazu den Hauptmann, 1 Adjudant und 2 Zugführer. Die Gemeinde stellt 1100 Thaler zur Verfügung. Es werden 1175 Thaler für Helme, Leinen, Leitern, Beile, Röcke usw. ausgegeben. Zum Hauptmann wird der Bauverwalter Karl Klenke gewählt. Die Gemeinde ist zudem verpflichtet eine Ordnungs-mannschaft zu stellen, die der Gemeindevorsteher führen soll. Auch vor der Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr in Lesse gab es, verordnet von der Gemeinde, eine Feuerwehr. Doch wegen der primitiven Hilfsmittel und der damaligen Bausubstanz (Fachwerk, einstöckig, meist noch ohne Schornstein und mit Stroh bedeckt) wird es oft vergeblich gewesen sein, der Feuersbrunst Herr zu werden. Die Eingetretenen verpflichten sich bei einer Conventionalstrafe von 5 Thalern, der Wehr wenigstens ein Jahr anzugehören.
1875
Am 30.3. findet ein Feuerwehrverbandsfest in Lesse statt. Von der Lesser Gemeinde werden die Ordnungsmannschaften aufgestellt und in zwei Abteilungen eingeteilt. Die Führer sind Halbspänner Ferdinand Michelmann und Kotsasse Heinrich Lindes. Die Freiwillige Feuerwehr bekämpft am 30. September in ihrer jetzigen Organisation ihren ersten großen Brand in den Gebäuden des Anbauers L.
1878
Es wird die heute noch vorhandene Handspritze, welche die Gemeinde 1864 angeschafft hatte, von Gelbgießermeister Eberhard in Wolfenbüttel auf den "gesetzlichen Stand" gebracht, eine Schlauchhaspel angebaut und weitere Hanfschläuche zugekauft.
1892
Im Mai legt der Trompeter Friedrich seine Alarmierungsinstruktionen vor, welche einstimmig angenommen werden.
1894
Die Gemeinde Lesse hat in diesem Jahr für Schläuche, Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände der Freiwilligen Feuerwehr eine Gesamtausgabe in Höhe von 1074 Mark: "Die ziemlich bedeutende Ausgabe dürfte der Gemeinde trotz ihrer nicht ganz ungünstigen finanziellen Verhältnisse schwerfallen." Die Gemeinde Lesse erhält einen Zuschuss von 300 Mark.
1899
Die Wehr feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Zu dieser Zeit leben noch 13 Kameraden der 60 Gründer. Die Wehr wurde bis dahinzu 21 Bränden gerufen. So auch in Osterlinde, Luttrum, Burgdorf, Bettrum, Berel, Barbecke, Salder und Lichtenberg.
1912
Verstirbt nach 38-jähriger Wehrführung Karl Klenke. Zum neuen Hauptmann wird der Stellmacher Adolf Napp gewählt.
1915
Im Juni hat die Gemeinde Lesse, gemäß Verordnung der herzoglichen Kreisdirektion, für die im Felde stehenden Kameraden Ordnungsmannschaften bestellt. Zum ersten Ehrenmitglied wird Heinrich Schulle ernannt.
1917
Am 8.8. verstirbt Hauptmann Adolf Napp. Der Zugführer Fritz Reupke führt während des 1. Weltkrieges die Freiwillige Feuerwehr Lesse.
1919
An 18.3. wird Fritz Reupke zum neuen Hauptmann gewählt.
1920
Am Neujahrstag findet der 1. Feuerwehrball nach dem 1. Weltkrieg statt. Am 27.6. wird in Salder eine Amtsverbandversammlung von 29 Wehren des Amtes Salder abgehalten. Kreisbranddirektor Schucht weist unter anderem darauf hin, dass die "Überlandmotorspritze" bei größerer Gefahr bei Tag und Nacht anzurufen sei, um uns helfend zur Seite zu stehen. Deshalb möge man in den Gemeinden frühzeitig für Wassergelegenheit sorgen.
1921
Am 19.12. stellt Hauptmann Fritz Reupke sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung. Heinrich Ehlers wird zum neuen Hauptmann gewählt. Fritz Reupke, einer von noch drei lebenden Gründungsmitgliedern, wird am gleichen Abend zum Ehrenhauptmann gewählt.
1922
Die Wehrführer des Bezirkes 33 (Burgdorf, Nordassel, Berel und Lesse) wählen am 14.1. den Lesser Hauptmann Heinrich Ehlers zum Bezirks-hauptmann. Am 2.12. kann die 1. Motorspritze, von Pferden gezogen, aus Wolfenbüttel geholt werden. Am nächsten Tag findet die Einweihung statt. Geladen sind Nordassel, Burgdorf und Berel. Auf dem Bauplatz ist Aufstellung. Die Spritze am rechten Flügel. Am "Siegesdenkmal" übergibt Kreisbranddirektor Schucht als Regierungsvertreter die Spritze dem Vorsteher der Lesser Gemeinde zur Weitergabe an die Wehr. Am "Thiebrunnen" werden die Leistungen der Motorspritze
präsentiert.
1923
Hört man in Bruchmachtersen auf einer Delegiertentagung einen Vortrag über "Brände in der Nähe von Starkstromleitungen".
1924
Die Wehr sammelt für ein "Kreiskrankenauto". Über die damals 2 Jahre alte Motorspritze wird berichtet: Motorspritze auf die Kraftprobe gestellt. "Mußte Wasser von Feuerbrünnen (wahrscheinlich Thieplatzbrunnen) bis zur Friedenseiche (wahrscheinlich Bauplatz) drücken. Hat diese glatt erledigt." Das 50-jährige Bestehen wird anlässlich des 75. Geburtstages des Gründungsmitgliedes und Ehrenhauptmanns Fritz Reupke vom 17. auf den 8. Juli vorverlegt.
1925
Am 15.11. zeigt man den Wehren, wie man mit mehreren Motorspritzen eine Wasserkette herstellen kann.
1927
Auf dem Amtsverbandsfeuerwehrtag am 22.5. in Lichtenberg, anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Verbandes, wird zum ersten Mal das Schaumlöschverfahren vorgestellt.
1928
Im Oktober muss unsere Wehr in Hohenassel einen Wohnungsbrand löschen. "Sie arbeitete mit 19 Schläuchen bei starker Steigung. Es stellt sich heraus, daß unbedingt Licht benötigt wird."
1929
Im Sommer hat die Gemeinde einen Feuer- und Badeteich angelegt. Zur Einweihung am 15.9. fand eine Bezirksübung mit allen 3 Bezirkspumpen statt. "Trotz energischen Pumpens, war eine Senkung des Wassers nicht zu bemerken." Anschließend lädt die Gemeinde in das damals 3 Jahre alte Schützenhaus zum Bier ein.
1931
Während der Generalversammlung des Gesangvereins "Germania" am 8.1. auf dem Saal von Ernst Schmidt (Gasthaus Bode) brennt es im Untergeschoss des Saales im Stall. Die Sänger versuchen mit Wassereimern zu löschen. Die Motorspritze ist trotz Notheizung eingefroren. So muss der Brand mit der heute noch vorhandenen Handspritze aus dem Jahr 1864 gelöscht werden. Der Handwerksbursche Magge aus Osterode und das Vieh von Ernst Schmidt finden bei diesem Brand den Tod. Nach diesem Brand stellen die Lesser ihre Motorspritze in einer beheizten Autogarage unter. Schon 4 Wochen später am 6.2. muss die Feuerwehr zu einem Dachstuhlbrand in der Ölmühlenstraße ausrücken. Der Brand kann mit der Motorspritze gelöscht werden.
1934
Am 22.9. begeht die Wehr ihr 60-jähriges Bestehen. Man beginnt mit einer Übung der Motor- und der Handspritze. Bei einem anschließenden Essen auf dem Saal von ernst Schmidt sorgt der Lehrer Herborth für die Unterhaltung. Die 3 letzten lebenden Gründungsmitglieder Fritz Reupke, August Wolpers und Heinrich Ehlers nehmen daran teil.
1937
Am 14.4 wird eine Neugliederung der Wehr vorgenommen. Führer der Wehr: Oberbrandmeister Heinrich Ehlers. 1. Halbzug: Führer-Brandmeister Emil Achilles, in 3 Gruppen mit je 8 Mann. 2. Halbzug: Führer-Brandmeister Richard Beyer, in 2 Gruppen mit je 9 Mann und 3 Trompeter, 2 Motorführer, 1 Schlauchmeister und 1 Schriftführer, der auch Kassenwart ist.
1939
Im März wird eine Feuerwehrübung mit einer Luftschutzübung verbunden.
1942
Am 9.11. muss die Wehr zu einem, durch Brandbomben verursachten, Großbrand nach Nordassel ausrücken. Die Wehr erhält während des 2. Weltkrieges einen militärischen Charakter. Protokolle aus dieser Zeit sind nicht vorhanden.
1948
Das erste vorhandene Protokoll der Nachkriegszeit stammt von der Generalversammlung des 15. Februar. Sie steht unter der Leitung von Richard Beyer. Wir wissen von ihm persönlich, dass er kurz nach dem 2. Weltkrieg zum Ortsbrandmeister gewählt wurde.
1949
Der 1. Nachkriegsfeuerwehrball findet am 12.3. auf dem Saal von Ernst Schmidt statt. Es spielt die Kapelle Holst mit 6 Musikern. Der Ball findet nun wieder jährlich statt. Am 16.7. feiert die Wehr ihr 75-jähriges Bestehen in Form eines Kameradschaftsabend. Der Lehrer Paul Theile hält einen Vortrag über das Feuerlöschwesen der vergangenen 75 Jahre und über reichte anschließend dem Ortsbrandmeister Richard Beyer eine Chronik.
1952
Im März stehen der Wehr, nach dem Bau eines Ringwassernetzes in Lesse, neben den Staustufen der Sange, die Hydranten für den Erntsfall zur Verfügung. Diese sind ein weiterer Fortschritt im Feuerlöschwesen.
1958
Am 5.9. bekommt die Wehr eine neue Motorspritze, die Tragkraftspritze 8 (TS 8). Die nun 36 Jahre alte Motorspritze wird nun leider verschrottet. Die Tragkraftspritze hat schon am 1.12. ihren ersten erfolgreichen Einsatz bei einem Hausbrand in der Siedlung.
1959
Am 8.8. zeigt sich bei einem Stall- und Scheunenbrand auf dem Hof von Hermann Iser, dass die kurz vorher gebaute Handkarre, bestückt mit Hydrantenschlüssel, Schläuchen, Strahlrohren, Verteiler und Bolzenschneider als Schnellangriff von Vorteil ist.
1960
Im Januar bekommt die Wehr für die TS 8 einen Transportwagen, in dem neben der Motorspritze alle nötigen Zusatzgeräte und Werkzeuge untergebracht sind. Dieser Tragkraftspritzenanhänger mit der ehemaligen Motorspritze befindet sich noch heute in Lesse.
1962
Am 17.3. tritt Richard Beyer nach 23-jähriger Ortsbrandmeistertätigkeit aus Altersgründen zurück. Ernst Hagemann wird nun zum neuen Ortsbrandmeister gewählt.
1964
Am 15.8. feiert die Wehr auf dem Festplatz in der Sange ihr 90-jähriges Bestehen.
1972
Unser heutiges Gerätehaus wird am 12.11. der Wehr von der Stadt Salzgitter übergeben. Allerdings damals noch mit einem Flachdach.
1973
Am 22.7. bekommt die Wehr von der Stadt Salzgitter das erste selbstfahrende Löschfahrzeug gestellt, ein Tanklöschfahrzeug TLF 8/8, welches mit einem 800 l Löschwassertank ausgestattet ist.
1974
Vom 17.5. - 19.5. wird das 100-jährige Jubiläum unserer Wehr auf dem Festplatz in der Sange gefeiert.
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